Ab Mitte der Dreissigerjahre wurden die Deutschen durch die Aufsichtsbehörden und die Propaganda des NS-Regimes dazu angehalten, ihre Dachböden und Keller zu entrümpeln. 1935 erliess die Nazi-Regierung ein Luftschutzgesetz, das in Wirklichkeit eine juristische Vorbereitung auf den Krieg darstellte und die «Luftschutzpflicht» für deutsche Staatsbürger einführte. In den Durchführungsverordnungen zu diesem Gesetz wurde die Entrümpelung staatlich vorgeschrieben: Kisten, Möbel, Kleider und alte Zeitungen galten als Brandbeschleuniger, die bei einem Bombenangriff verheerende Auswirkungen haben konnten, wenn das Dach Feuer fing.
Es scheint, dass das Entrümpeln zur Besessenheit des NS-Regimes geworden war: In der Propaganda wurde jemand, der sich weigerte zu entrümpeln, als jemand dargestellt, der dem Volk und seiner Verteidigungsfähigkeit durch Nachlässigkeit schadet. Das vermeintlich harmlose Wort «entrümpeln» ist tatsächlich eine Schöpfung der Nazisprache. Es ist erst ab 1935 belegt.
Die Nazis nutzten den Begriff «Entrümpelung» jedoch nicht nur im Sinne des Aufräumens von Räumen, sondern auch im übertragenen Sinne, um ihre rassistische Ideologie und die Beseitigung ihrer als «schädlich» angesehenen Feinde zu rechtfertigen. Durch die Propaganda wurde der Begriff oft mit positiven Konnotationen wie Reinheit, Ordnung und Erneuerung verbunden. Dies umfasste durchaus die Verfolgung und Vernichtung von Minderheiten wie Juden, politischen Gegnern, Homosexuellen, Menschen mit Behinderungen und anderen.
Der Sprachaufklärer meint
Das Wort «entrümpeln» wird heute im Sinne eines «Ausmistens» oder «Aufräumens» verwendet. In diesem Kontext ist es unbedenklich. Andere Auslegungen wären es nicht – sie liegen heute aber nicht mehr nahe.
Der Duden rät
Der Duden erwähnt «entfernen» und «wegschaffen» als Alternativen.