Der Begriff «QuerdenkerIn» stand einst für kreative, originell Denkende. Heute er ist eng verbunden mit der massenhaft unterwanderten Protestbewegung gegen Coronamassnahmen – inklusive Verschwörungserzählungen und politischen ExtremistInnen.
Der Ausdruck «QuerdenkerIn» entstammt dem Kompositum aus «quer» und «DenkerIn» – also jemand, der oder die nicht geradlinig, sondern unkonventionell denkt. In neutralen oder positiven Kontexten steht er für «Laterales Denken» – kreativ, originell, ideal für Problemlösung und Umdenken. Der Begriff ist seit den 1960er-Jahren in der deutschen Sprache belegt.
Im Duden findet sich die Form «Querdenker» bzw. «Querdenkerin» mit zwei Bedeutungen:
- eine Person, die eigenständig und originell denkt;
- AnhängerIn oder SympathisantIn einer Bewegung («Querdenken»), die sich gegen staatliche Corona‑Massnahmen richtet und dabei auch Verschwörungserzählungen verbreitet.
Die Bewegung «Querdenken 711» entstand im Frühjahr 2020 in Stuttgart – die Bezeichnung verweist auf die Telefonvorwahl 0711 der Stadt. Sie wehrte sich gegen Lockdowns und Impfpflicht als Massnahmen zur Pandemiebekämpfung. Innerhalb kurzer Zeit wuchs sie zu einem Sammelbecken von EsoterikerInnen, VerschwörungsanhängerInnen und rechtsextremen Gruppierungen.
Folglich hat der Begriff «QuerdenkerIn» seine ursprüngliche, positive Bedeutung weitgehend eingebüsst und ist zunehmend negativ aufgeladen. Medien und Öffentlichkeit assoziieren ihn überwiegend mit Corona-LeugnerInnen, ExtremistInnen und demokratiegefährdenden Ideologien. Eine Leserzuschrift bringt es auf den Punkt: Mit dem Begriff werde inzwischen fast nur noch eine negative Haltung verbunden – der einst neutrale Begriff habe «seine Unschuld endgültig verloren».
Sprachwissenschaftlich ist diese Entwicklung bemerkenswert: Ein Begriff, der lange für offene, kreative Denkweise symbolisierte, wurde Schlagwort einer Bewegung mit gesellschaftlich kontroversen Inhalten. Damit wurde die Begrifflichkeit umgedeutet – ein Beispiel für Sprachwandel durch medialen und politischen Diskurs.
Der Sprachaufklärer meint
Der schöne und eher positiv konnotierte Begriff von einst wurde im Zuge der Pandemie-Debatte vergiftet. Das ist bedauerlich.
Verwenden Sie «QuerdenkerIn» heute darum nur noch, wenn Sie die Corona‑Protestbewegung oder deren AnhängerInnen meinen. Für neutral‑kreatives Denken sind Labels wie «unkonventionelle DenkerIn» oder «Laterale DenkerIn» treffender.
Der Duden rät
Laut Duden bedeutete «QuerdenkerIn» ursprünglich: «Person, die eigenständig und originell denkt und deren Ideen und Ansichten oft nicht verstanden oder akzeptiert werden». Seit 2020 findet sich eine zweite Bedeutung: «AnhängerIn, SympathisantIn der politischen Bewegung ‹Querdenken›, die sich insbesondere gegen staatliche Massnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie, gegen Impfungen u. Ä. richtet (und dabei auch Verschwörungserzählungen verbreitet).»
