Der Begriff «Aufartung» steht – ähnlich wie «Aufwertung» – für eine gezielte Hervorhebung oder «Veredelung» bestimmter Eigenschaften. Das klingt harmloser als es ist: In der Geschichte taucht der Begriff vor allem im Kontext rassenhygienischer Ideologien auf, wo er als euphemistische Umschreibung für Eugenik und selektive Fortpflanzung genutzt wurde.
Der Terminus «Aufartung» entstammt einem eugenischen Diskurs, in dem es um die gezielte «Verbesserung» oder «Begünstigung» bestimmter, als wertvoll betrachteter Erbanlagen durch biologisch-soziale Steuerung ging. In diesem Rahmen versteht man unter «Aufartung» nicht eine rein moralische oder ästhetische Aufwertung, sondern eine rassisch-biologische Selektion, die generelle Populationen «aufwerten» soll.
Bereits vor der NS‑Ära prägten Rassenhygieniker den Begriff für ideologische Zielsetzungen. Wie Schallmayer 1907 formulierte, diente «Aufartung» dazu, den «Kulturvolk»-Idealen zu entsprechen: Man schloss eine natürliche Auslese durch gezielte Förderung gesunder, geistig‑körperlich überdurchschnittlicher Menschen – und Einschränkung «minderwertiger» Fruchtbarkeit – aus. Unter dem Nationalsozialismus diente «Aufartung» dazu, politische Massnahmen wie Zwangssterilisation oder Züchtung eines «erbgesunden Volkskörpers» ideologisch zu legitimieren – als «wissenschaftlich basierten» Erhalt und Stärkung der Volksgemeinschaft.
Die Formulierung wirkt heute empörend: Es handelt sich um ein Euphemismus, das systematisch menschenverachtende Ideologie verharmlost, der die Pseudowissenschaft Eugenik deckt.
Der Begriff verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch vollständig aus der Alltagssprache, ist aber davon historisch stark belastet. Er verkörpert eine Zäsur: Eine sprachlich verharmlosende Form, die pseudowissenschaftlich rassistische Praktiken rechtfertigt. Heute existiert der Begriff quasi nur noch im historischen oder kritischen Diskurs – etwa in wissenschaftlichen Analysen zur Rassenhygiene oder zur Bevölkerungspolitik im Dritten Reich. In normalen Sprachkontexten ist er nicht mehr angebracht.
Der Sprachaufklärer meint
Die Verwendung von «Aufartung» ist nur in klar historischer, kritischer Kontextualisierung vertretbar – etwa in der Aufarbeitung des NS-Unrechts oder in wissenschaftlichen Darstellungen zur Eugenik. Jeglicher sonstige Gebrauch ist inadäquat, da der Begriff ideologisch hochbelastet und moralisch nicht tragbar ist.
Der Duden rät
Im Duden findet «Aufartung» keinen Eintrag. Grobe Recherchen haben ergeben, dass der Begriff zu keinem Zeitpunkt im Duden stand.
