Der Begriff «Parteigenosse» entstand in den politischen Wirren des Vormärz, der Zeit vor der Revolution von 1848. In der Allgemeinen Zeitung, aus der Heinrich Heine aus Paris berichtete, sowie in Karl Marx’ Neue Rheinische Zeitung wurde der Begriff verwendet, um Mitglieder der fortschrittlichen Parteien zu bezeichnen. Als Historiker Theodor Mommsen ihn in seiner Römischen Geschichte auf die politischen Gruppierungen des antiken Roms anwandte – etwa die Anhänger der Gracchen, Marius’ oder Caesars Mörder –, schuf er bewusst einen Anachronismus, um einen Bezug zur politischen Lage seiner Zeit herzustellen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Ausdruck breiter verwendet und bezog sich auch auf Mitglieder konservativer Parteien, wie in den Schriften von Otto von Bismarck und Theodor Fontane.
Mit der Herrschaft der NSDAP bekam «Parteigenosse» jedoch eine exklusive, bedrohliche Bedeutung: Es wurde zum offiziellen Titel für Mitglieder der NSDAP, wobei die Abkürzung «Pg.» allgegenwärtig war. Schon in den 1920er Jahren kündigten Plakate Redner als «unser Führer Pg. Adolf Hitler» an. Durch die intensive Nutzung im Dritten Reich verschwand der Begriff nach 1945 weitgehend aus dem allgemeinen Sprachgebrauch, da er nun fast ausschliesslich mit dem Nationalsozialismus assoziiert wurde. Erst mit zunehmendem Abstand zur NS-Zeit fand «Parteigenosse» allmählich wieder in neutraleren Kontexten Anwendung.
Der Sprachaufklärer meint
Wer den Begriff «Parteigenosse» gedankenlos für Nicht-Nazis verwendet, zeigt mangelndes historisches Bewusstsein.
Der Duden rät
Der Duden ist wortkarg, aber äisserst deutlich und nennt bloss zwei Synonyme zum Parteigenossen: Nationalsozialist, Nationalsozialistin.